Vermittler zwischen den Kulturen

Gamal El Azazy sieht sich längst nicht nur als Arabisch - Lehrer



Blick-Punkt - Das Stadtjornal
Ausgabe-Nr.365 . 28. Oktober 2004




Exotische Sprachen zu lernen ist ja schon schwierig genug. Wer nicht von Berufs wegen Intensivkurse belegen muss, wälzt sich durch sämtliche Bildungsprogramme für Erwachsene in Osnabrück und im Landkreis, bevor er - oder sie - fündig wird. Und stellt erstaunt fest: In Georgsmarienhütte gibt es schon seit über sechs Jahren einen Arabischkurs für Fortgeschrittene. Ein zweiter Kurs läuft jetzt im dritten Semester. Man kann mit Fug und Recht behaupten: "Mekka für Arabisch - Lernende" ist GMHütte - und daran hat die Einverleibung der hiesigen VHS in die Kreisvolkshochschule Gott sei Dank auch nichts geändert! Wer in Osnabrück oder im Südkreis Arabisch lernen will, kommt an Gamal El Azazy nicht vorbei. Auch hier: Gott sei Dank nicht! Der gebürtige Ägypter unterrichtet "mit Leib und Seele" die Sprache, die von 190 Millionen Menschen in 21 Staaten der Welt gesprochen wird - auf einem Areal von rund zwölf Millionen Quadratkilometern. Als die am häufigsten gesprochene Muttersprache wird Arabisch übrigens nur noch von Chinesisch überholt.... Die Zahl der Arabisch - Lernenden kann man hier pro Kurs zwar nur an zwei Händen abzählen , aber das liegt ganz sicher nicht am Lehrer. Gamal El Azazy verfügt mittlerweile über so viel Erfahrung, dass er den Unterricht nach einem eigenen Lehrbuch gestaltet. Damit gelingt der Einstieg in die arabische Schrift - sie verläuft von rechts nach links - mit ihren 28 Buchstaben und der teils sehr ungewohnten Sprach - Artikulation allen Anfängern mühelos. Doch dazu später mehr. Was führt denn einen jungen Mann aus einem sonnenverwöhnten Land wie Ägypten ins kühle Deutschland? Nein, wir müssen keine Klischees bemühen, es waren weder wirtschaftliche Gründe noch die Liebe. Gamal El Azazy lacht: "Das war der pure Zufall. Ich wollte einfach die Welt kennen lernen. Und das geht am besten über Sprachen," berichtet er. Natürlich fiel ihm da zuerst Englisch ein, aber mit über 400 Studenten allein im ersten Semester fand er den Fachbereich zu überlaufen. Er guckte sich also in den anderen Abteilungen um und fand "Deutsch" mit gerade mal 15 Studenten genau richtig. Letztlich schrieben sich in seinem Jahrgang 25 Kommilitonen ein. Da diese Fachrichtung vom DAAD (Deutscher akademischer Austauschdienst) unterstützt wurde, gehörte ein Semester an der Essener Universität obligatorisch zum Studiengang. So kam er von Oktober 1980 bis März 1981 zum ersten Mal nach Deutschland. Und da lief sie ihm dann doch über den Weg, die Liebe. Zwar kehrte Gamal El Azazy zunächst zurück nach Kairo, und dort schloss er 1982 auch sein pädagogisches Studium mit Schwerpunkt Deutsch ab. Aber seine deutsche Freundin besuchte ihn in seiner Heimatstadt und verstand sich gut mit seiner Familie, sogar auf Arabisch. 1984 zog sie ebenfalls nach Kairo, und im Oktober des Jahres wurde geheiratet. Mittlerweile hatte Gamal El Azazy eine Anstellung als Deutschlehrer am Banba - Kaden - Gymnasium in Ägyptens Hauptstadt. Eine Wende kam schon bald darauf, als seine Frau schwer erkrankte und nach Deutschland zurück musste. Er folgte ihr im August 1985. In den folgenden Jahren vertiefte Gamal El Azazy seine Deutschkenntnisse noch durch ein Studium an der Universität Osnabrück. Gleichzeitig arbeitete er für ein Kairoer Reisebüro und als Kursleiter für Bildungsurlaubsseminare an der KVHS. Dennoch veränderte er sich Anfang der 90er Jahre und absolvierte eine Ausbildung zum Industriekaufmann und zum UNIX - Systembetreuer. Mit Kenntnissen in zwei großen Bereichen arbeitete Gamal El Azazy jetzt an verschiedenen Einrichtungen für Erwachsenenbildung, unter anderem an der VHS GMHütte als Kursleiter im EDV - Bereich! Heute ist er hauptberuflich als Systemberater in einer Software - Firma tätig. Seit er in Deutschland ist, unterrichtet er jedoch auch Arabisch. Gerade in den letzten Jahren ist ihm die Vermittlung seiner angestammten Kultur besonders wichtig geworden. Als Mitglied der Deutsch - Marokkanischen Gesellschaft moderierte er beispielsweise kurz nach dem elften September 2001 eine Veranstaltung in der Osnabrücker "Lagerhalle". "Es ist für uns wichtig, klar zu machen, dass sicher 99 Prozent der Bevölkerung in den arabischen Ländern sich nicht mit den Ideen der Terroristen identifiziert," sagt er mit Nachdruck. In seinen Sprachkursen würde er mit Vermittlungsversuchen nur offene Türen einrennen, denn wer hier sitzt, hat sicher keine Vorurteile. Dennoch möchte er "Brücken zwischen den Kulturen bauen" und nutzt auch seine Sprachseminare dazu, viel über seine angestammte Heimat und deren Kultur zu erzählen. Den Einstieg finden seine Schüler am Besten über sein selbst verfasstes Lehrbuch, von dem schon oben die Rede war. Vor gut einem Monat konnte er eine überarbeitete Version seiner "Einführung in die arabische Sprache und Schrift" präsentieren, die mit einem integrierten Übungsteil mit CD - Rom und Audio - Begleitkassette erhältlich ist. Übungsmaterial für Arabisch - Lernende ist hier in Deutschland nämlich praktisch nicht (mehr) vorhanden. In dieses Projekt fließen Erfahrungen aus nahezu 20 Jahren Arabisch - Unterricht ein, die schon in den letzten Semestern von seinen Kursteilnehmern begeistert aufgenommen wurden. Mittlerweile besitzt Gamal El Azazy die deutsche Staatsbürgerschaft und fühlt sich hier wie zu Hause. Er pflegt dabei aber weiter regen Kontakt zu seiner Kairoer Familie und besucht sie mindestens einmal im Jahr. Einem Familienbesuch schließt er gerne einen Tauchurlaub am Roten Meer an. Dabei begleiten ihn dabei seine Ehefrau und Söhnchen Tarik (sieben). Guten Kontakt hat er auch zu seinen Söhnen aus der ersten Ehe, André Walid und Marc (18 und 16 Jahre alt). Ein wechselvolles, interessantes Leben, in dem Gamal El Azazy viel scheinbar Gegensätzliches miteinander verbinden konnte. Und dabei sehr glücklich ist. Apropos: Arabisch, Lektion eins: "Glücklich" heißt "Said". Dia

Fotos: - 0897: Schon seit knapp 20 Jahren unterrichtet Gamal El Azazy Arabisch. - 0888: Der Kurs "Arabisch III" der KVHS - vormals der VHS Georgsmarienhütte - ist gut besucht. Für eine exotische Sprache wie Arabisch braucht man Durchhaltevermögen. Aber das gewinnt man leicht mit... - 0906 :Gamal El Azazys selbst verfasstem Lehrbuch, das mit viel Spaß in die arabische Sprache und Schrift einführt. Damit hat der gebürtige Ägypter übrigens eine Lücke in der deutschen Lehrbuchlandschaft geschlossen!


Sieglinde Al Mutawaly, Autorin

Zu der Titelseite


Wenn ich mir die Tielseite des Buches " Einführung in die arabische Sprache und Schrift" von Gamal El Azazy anschaue, tauche ich ein in eine ruhige, warme Atmosphäre. Meine Gedanken können einen Spaziergang machen. Der Blick schweift zuerst in die Ferne bis hin zum Horizont. Bald bleiben sie an einer Pyramide hängen. Wie groß der Bau ist - ein lohnendes Ziel. Und da weiter hinten steht noch eine! Gern möchte ich da hin. Das ist interessant. Doch ob ich den weiten beschwerlichen Weg durch die Wüste schaffe? Es gibt nur Sand, nichts als Sand. Ich schaue zu Boden. Um mich herum ist hier auch alles Sand. Da ist kein fester Boden. Doch sehe ich, dass gleich vor mir eine gewaltige Pyramide steht. Warum in die Ferne schweifen, erst das Gute in der Nähe erfassen. Doch wie komme ich in das riesige Bauwerk dieser mir fremden Kultur? Ich möchte es unbedingt kennen lernen. Das habe ich mir vorgenommen, nur wie? Ruhe bewahren! Da kommt ein Kamel mit einem Führer. Das ist genau das, was ich brauche. Mit einem Führer kann ich die Pyramide kennen lernen. Mit viel Übung kann ich mit meinem Führer auch die fernen Pyramiden erreichen. Mein mein Blick schweift wieder in die Ferne. Die Spitzen werden ich erklimmen! Alles ist bereit. Ich werde das Abenteuer wagen!

Eure Sieglinde